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OlteNetlO
OlteNetlO

Manchmal spaziere ich durch Olten, das Netlo meiner Kindheit,

und vergewissere mich, dass alles noch da ist.

Das Bifangschulhaus zuerst, aber auch die Altstadt, deren Gassen

für mich wie ein Labyrinth waren, damals,

als ich Htnirybal weder vor- noch rückwärts sagen konnte.

Aare ist hinderzi einfach und manchmal wünschte ich mir,

sie würde in die Gegenrichtung fliessen,

denn sie nimmt alles mit, auch die Zeit.

Deshalb kleben überall nur noch Erinnerungen, an Häuserfassaden,

auf der alten Brücke und an den Bäumen im Hardwald.

Plötzlich kommt der Nebel, so ist das Leben und Netlo, das ist Olten,

sieht aus, als würde die Aare rückwärts fliessen.

Eraa heisst sie dann, die alles wieder zurückbringt

und die Erinnerungen löst von den Häuserfassaden,

von der alten Brücke und den Bäumen im Hardwald.

Erinnerungen, die dann Form annehmen und Geschichten erzählen

von früher, als Busfahren ein Abenteuer war und der Jura das Ende der Welt.

Die Geschichten verwandeln den Spaziergang durch Olten und mir ist,

als würde ich durch ein aufklappbares Buch meiner Kindheit gehen.

Deshalb komme ich immer wieder zurück, spaziere durch Olten,

das Netlo meiner Kindheit, und schaue nach, ob alles noch da ist,

auch das Sälischlössli und die Waschbären auf dem Weg dorthin.

Und der Riese, vor allem der Riese, der hinter dem Städtchen liegt und döst.

Alles ist noch da und ich kann beruhigt wieder in die Ferne ziehen.

Gewinnertext des Schreibwettbewerbs zur
Eröffnung des Schweizer Schriftstellerwegs 2016